Behutsame Trauma-Integration (TRIMB)
Belastende Erfahrungen lösen mit Atmung, Bewegung und Imagination

Mit einem Vorwort von Luise Reddemann

Nicht jeder traumatisierte Mensch profitiert von den heute üblichen Behandlungsmethoden. So können komplex traumatisierte Menschen geradezu Schaden nehmen durch die gängige Praxis der vollständigen Trauma-Konfrontation.

Für PatientInnen, die bisher durch das Raster fielen, wurde TRIMB entwickelt (Trauma Recapitulation with Imagination, Motion and Breath), eine schonende Traumatherapie-Methode:

Intensive schädigende Gefühle werden mit Atmung, Bewegung und Imagination lösungsorientiert transformiert – ohne alle Traumadetails aufzurufen

  •  Trigger und Flashbacks werden entschärft
  • Destruktive Bindungen können gelöst werden
  • Trauma: Entlastung statt Konfrontation
  • Eine erprobte Methode für komplex traumatisierte und daher oft schwer zu  behandelnde traumatisierte PatientInnen

Weitere Informationen und die Möglichkeit, im Buch zu blättern, finden Sie auf der Seite des Klett Cotta Verlags:
Verlagsankündigung

Im Bereich der stationären Psychotherapie fanden sich schon in den 80er Jahren viele Menschen, vor allem Frauen, die von anderen gequält, gedemütigt, als Kinder vernachlässigt – und Schlimmeres – wurden. Zu den Schreckenserfahrungen dieser PatientInnen gehörten neben der Gewalt Drohungen, die Kontrolle bestimmter Körperfunktionen, das Durchsetzen willkürlicher Regeln, eine nicht kalkulierbare Vergabe von Belohnungen, die Isolation des Opfers, das Erzwingen der Ausführung entwürdigender oder unmoralischer Aktivitäten. ( Herman 2011,S.16)

An dieser Stelle hat die Ärztin und Psychotherapeutin Ingrid Olbricht mit ihrem Team in Bad Wildungen -ähnlich wie ich mit meinem Team in Bielefeld – darüber nachgedacht, was diese Gegebenheiten für eine stationäre Behandlung heißen können. Stationäre Einrichtungen können leicht zu etwas werden, was Goffman „totale Institution“ nannte. Totale Institutionen zeichnen sich dadurch aus, dass sie Persönlichkeitsrechte einschränken und geraten leicht in die Gefahr, aufgrund institutioneller Gegebenheiten zu viel Kontrolle für zumutbar zu halten. Nur wenn man versteht, was Traumatisierungen durch nahe stehende Menschen anrichten, und wie sie insbesondere ein Kind verändern oder an seiner gesunden Entwicklung hindern können, wird verständlich, warum die Forderung erhoben wurde, jede psychotherapeutische Intervention unter dem Gesichtspunkt der Traumaadaptation zu hinterfragen und entsprechend zu formulieren. ( Reddemann und Fischer 2010)

Der entscheidende Punkt schien uns zu erkennen, dass solche Menschen anderen nicht ohne Weiteres vertrauen können und dass das Konsequenzen für die Behandlung hat. Die PatientInnen schienen immer damit zu rechnen, wieder verraten und sogar gequält zu werden. Sie übertrugen unbewusst all ihre erschreckenden Erfahrungen mit für sie wichtigen Menschen auf neue Menschen in ihrem Leben, also auch auf alle, die therapeutisch mit ihnen zu tun hatten. Gleichzeitig hatten sie eine –bewusste oder unbewusste – Sehnsucht nach Nähe und Geborgenheit. Das war ein Dilemma, und wir waren herausgefordert, alles dafür zu tun, dass PatientInnen sich mit uns sicher fühlen konnten.

Aus diesen Erkenntnissen heraus entwickelte Ingrid Olbricht „TRIMB“. Ihre Überlegungen waren von Respekt für die Lösungen der Patientinnen getragen, für das, was schon da war und das durch behutsame Angebote zu ergänzen. Ellen Spangenberg, über lange Jahre Assistenzärztin an der Bad Wildunger Klinik, trägt diese Haltung weiter, und hat TRIMB entsprechend der Erkenntnisse der aktuellen Traumaforschung- und Therapie weiterentwickelt.

Was Menschen u.a. immer schon haben, ist, dass sie atmen (können). Der Atem wird in vielen Heiltraditionen genutzt, um erwünschte Veränderungen zu bewirken, so u.a. in ostasiatischen Traditionen oder auch in indianischen. Eine andere sehr alte Tradition, die z.B. auch im Qi Gong ihren Niederschlag fand, ist es, „Kümmernissen nachzublicken“, zu erkennen bzw. genauer zu erleben, dass sie bereits hinter einem liegen. Auch dieses uralte Wissen ist in TRIMB wieder aktiviert.

TRIMB ist natürlich noch mehr. Ellen Spangenberg zeigt auf, wie viele Facetten zur Stabilisierung und schonenden Traumabegegnung dieser Ansatz bietet, und wie er in der Praxis umgesetzt werden kann. So hatte Ingrid Olbricht schon Ende der 90er Jahre und somit in einer Zeit, in der sich andere PsychotherapeutInnen immer noch kaum um traumatisierte PatientInnen kümmerten, die Idee, dass sich mit Triggerbearbeitung eine ähnlich gute Symptomreduktion erreichen lässt wie mit konfrontativer Traumabearbeitung, was sich dann in zahlreichen Therapieverläufen bestätigen konnte. Somit wurde die Indikation der TRIMB-Anwendung auf die Bearbeitung von Triggersituationen ausgeweitet.

Aufgrund langjähriger klinischer Erfahrung stellt Ellen Spangenberg die Frage, ob das Paradigma, nur Traumaexposition bringe dauerhafte Entlastung, weiterhin apodiktisch vertreten werden sollte. Zumindest beschäftigt genau diese Frage viele Klinikerinnen und Kliniker, die immer wieder erleben müssen, dass die derzeit „hoch gehandelten“ Empfehlungen an Grenzen stoßen und man damit vielen PatientInnen nicht ausreichend oder gar nicht helfen kann.

Das Buch von Ellen Spangenberg erklärt nicht nur sehr genau den TRIMB Ansatz, sondern es ist eine Fundgrube für alle, die in der Praxis täglich vor neue Fragen gestellt sind, wie man unter Berücksichtigung der Würde einer Patientin und des Respekts vor ihren eigenen Lösungen, schonend behandeln kann.

Ich wünsche diesem Buch viele LeserInnen und viele, die das profunde Wissen von Ellen Spangenberg in ihrer eigenen Praxis umsetzen.

»Ellen Spangenberg stellt in ihrem Buch die behutsame Methode der Traumatherapie TRIMB vor. Die Abkürzung TRIMB benennt bereits die wichtigsten Elemente der Methode: Reprozessieren, Imagination, Atmung und Bewegung. Intensive schädigende Gefühle werden mit Atmung, Bewegung und Imagination löungsorientiert transformiert, ohne alle Traumadetails aufzurufen. … Die Autorin widmet sich auch der Selbstfürsorge des Therapeuten bzw. der Therapeutin, der Psychohygiene und Resilienz sowie der Haltung gegenüber den PatientInnen, die von Respekt, Wertschätzung und Achtung geprägt sein sollte. … Der Ansatz ist interessant, weil er bekannte Traumatherapien ergänzt bzw. eine Alternative für bestimmte PatientInnen darstellt. Die TRIMB-Methode ist innovativ und aus der Praxis für die Praxis entwickelt. Eine traumatherapeutische Ausbildung wird vorausgesetzt. Für TherapeutInnen, die mit komplex traumatisierten Menschen arbeiten, ist dieser Ansatz sicher interessant. Insgesamt führt das sehr empfehlenswerte Buch gut durch den komplexen Prozess der Traumatherapie.«

Juliana Matt, VPP Aktuell, Dezember 2015

»Methoden zur Behandlung von traumatisierten Menschen gibt es viele. Aber nicht jede/r profitiert von den heute üblichen Behandlungsmethoden, die mit dem Trauma konfrontieren. Die hier vorgestellte Methode TRIMB anbietet schonend. Dabei werden intensive schädigende Gefühle mithilfe von Atmung, Bewegung und Imagination lösungsorientiert transformiert. Es wird auf die vollständige Betrachtung von Details des Traumas verzichtet, Trigger und Flashbacks werden entschärft und destruktive Bindungen gelöst. Das Buch richtet sich an Professionelle, die in der Psychotherapie tätig sind und sich weiterentwickeln wollen wie Traumatherapeut*innen und Ärzt*innen, die mit komplex traumatisierten und von daher oft schwer zu behandelnde traumatisierten Menschen arbeiten. Wer an dieser eindrucksvollen Weiterentwicklung Interesse hat, sollte das Buch unbedingt kaufen.«

Petra Steinborn, Socialnet.de, Dezember 2015

»Neben den Hintergründen von TRIMB geht die Autorin auf die Anwendung der Methode detailliert ein und beschreibt auch Einsatzmöglichkeiten in unterschiedlichen Phasen der Traumabewältigung, veranschaulicht durch unterschiedliche Fallbeispiele. Sie arbeitet Voraussetzungen, Indikationen und Kontraindikationen heraus und zeigt, wie sich TRIMB in den Therapieverlauf einbetten läßt. … Das Buch bietet grundlegende Informationen für Traumatherapeuten, Ärzte und Psychotherapeuten, die an einer Trauma-Weiterbildung interessiert sind.«

Sucht Aktuell, November 2015

»Ellen Spangenberg beobachtet die grundlegenden ethischen Anforderungen an psychotherapeutisches Handeln, wozu der Respekt vor dem Fremdseelischen ebenso gehört, wie die Einhaltung der Abstinenz und die Beachtung von Übertragung und Gegenübertragung. … Ein wertvolles Hilfsmittel, das seinen Handwerkskasten an therapeutischen Hilfen wesentlich bereichert und den sowieso schon gequälten und stark belasteten Patienten eine schonende Behandlung ermöglicht.«

Bernd Kuck, Deutsches Ärzteblatt für Psychologische Psychotherapeuten und Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeuten, Oktober 2015

TRIMB